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Aus der Praxis: Lisa, € 100.000,- und die Bank


Lisa
Lisa

Lisa hat sich mit Geldfragen noch nicht wirklich beschäftigt. Auf Anraten ihrer Oma, doch wenigstens zum Bankberater ihrer Hausbank zu gehen, tut sie das auch. Diesem erzählt sie von ihrem Geschenk und ihrem Vorhaben, das Geld nachhaltig zu veranlagen. Herr Musterberater nimmt eine Broschüre aus seiner Schublade und zeigt Lisa den Flaggschifffonds der Bank: Ein nachhaltiger Fonds, der meistverkaufte Österreichs (!), mit österr. Umweltzeichen und FNG-Siegel – den beiden wichtigsten Nachhaltigkeitssiegeln. Ist auch ein Mischfonds, der in Aktien UND Anleihen investiert und von den Anlageprofis der Bank automatisch an die Lage an den Finanzmärkten angepasst wird und somit wenig Risiko aufweist. Die eierlegende Wollmilchsau sozusagen! Wow, denkt sich Lisa, überlegt nicht lange und nach ein paar lästigen Formularen und Unterschriften geht sie mit einem guten Gefühl nach Hause und erzählt ihrer Oma voller Stolz von ihrer Investition. Die fragt sie, was genau sie da abgeschlossen hat und wie viel sie dafür bezahlt hat: Einen Fonds, der super „grün“ ist, relativ sicher soll er sein. Irgendwas mit „Ausgabe…“ – also 3% habe sie im Gedächtnis, doch das müsse sie nicht extra bezahlen, das wird alles automatisch verrechnet. Und in ihrer Banking-App könne sie jederzeit alles beauskunften und nachsehen!


ZEPCON-Finanzanalyse

Lisa hat in einen globalen Mischfonds, der „anhand nachhaltiger Kriterien“ investiert. Über das Anlageziel, den Veranlagungshorizont, Kenntnisse und Erfahrungen, ihre Einnahmen und Ausgaben, was davon Fixkosten sind (Liquiditätsreserve!) und v.a. über Lisas Präferenzen zu Nachhaltigkeit wurde nicht allzu viel geredet; der Fonds weist ja lediglich mittleres Risiko und immerhin zwei Umweltzeichen auf. Ob der Anleiheanteil für Lisa notwendig oder von Vorteil ist, ist fraglich, v.a. wenn der empfohlene Anlagehorizont laut Kundeninformationsdokument (KID) 8 Jahre beträgt. Immerhin wurde nur ein Ausgabeaufschlag von 3% berechnet, d.h. von den € 100.000,- wurden € 97.087,- investiert, der Fonds weist laufende Kosten von 1,40% p.a. aus. Was genau von der tatsächlichen Performance des Fonds abgezogen und dann als offizielle ausgewiesen wird, ist nicht genau zu eruieren, denn „fremde Transaktionskosten und erfolgsabhängige Gebühren“ sind nicht Bestandteil der „Laufenden Kosten“. Über Depotgebühren weiß Lisa gar nichts…


ZEPCON-Nachhaltigkeitsanalyse

Ernüchternd ist jedenfalls die Analyse der beworbenen Nachhaltigkeit: Ein CLEANVEST-Score von 5,5/10 (CLEANVEST ist eine "öffentliche", CLEANVEST PRO eine kostenpflichtige Nachhaltigkeitsdatenbank für Finanzprofis) bedeutet „durchschnittlich“: 66% aller untersuchten Fonds haben eine bessere Bewertung! In „Öl & Gas Produktion und Verstromung“, „Waffen“ und etwa „Diskriminierung von Frauen“ wollte Lisa nun wirklich gar nicht investieren. Ein Blick in die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungen zeigt, dass der Fonds nach Art. 8 Offenlegungs-VO klassifiziert ist. Dort steht auch deutlich „Mit diesem Finanzprodukt werden ökologische und soziale Merkmale beworben, aber keine nachhaltigen Investitionen angestrebt“. In der Broschüre hat das alles anders gewirkt…

CLEANVEST-Score Bankfonds

Lisa

konfrontiert den Bankberater mit ihren Erkenntnissen. Herr Musterberater wusste von diesen Details auch nichts, weshalb er Rücksprache mit dem ‚Competence-Center‘ hält. Wenn Lisa lieber einen anderen Fonds hätte, dann könnte er ihr den „nachhaltigste“ des Hauses anbieten. Der wäre auch mit dem österr. Umweltzeichen und einem 3-Sterne-FNG-Siegel ausgezeichnet, ob dieser nun in „Öl & Gas“ investiere, wisse er nicht genau. Doch dieser Fonds wäre ein reiner Aktienfonds, die empfohlene Behaltedauer beträgt 10 Jahre, Lisa könnte ihr gesamtes Kapital verlieren! Die „Laufenden Kosten“ wären höher (1,59% p.a.) und für den Wechsel müsste er 4% Ausgabeaufschlag verrechnen. Nachdem Lisa auch zu diesem Fonds nichts über den CO2-Fußabdruck erfahren kann, ist sie noch mehr enttäuscht, doch was soll sie schon machen?

Ein Jahr später war ihr Groll schon fast verflogen, da meldet sich Herr Musterberater mit einem neuen, viel besseren Fonds. Er habe auch gesehen, dass Lisa ganz schön viel Geld auf ihrem Konto habe…


Zusammenfassung

So wie Lisa geht es vielen Anleger:innen: Beratung, besser Verkauf von Geldanlagen, findet leider noch immer fast ausschließlich in Banken statt. Die meisten kennen es ja nicht anders.


Sei nicht wie Lisa, mach was G‘scheites mit deinem Geld. Ich zeige dir gerne deine Möglichkeiten! Einen ersten Eindruck davon kannst du dir auf meiner Website verschaffen.

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